Kreative Triple-A-Exilanten
Ob Arnie Jorgensen, Alex Thomas und John Watson ahnten, dass sie mal derart erfolgreich sein würden? Sie haben BioWare verlassen, ein eigenes Studio gegründet und nach sechs Jahren nicht nur eine weltweit ausgezeichnete Saga im Portfolio, sondern weiter treue Unterstützer auf Kickstarter gefunden:
The Banner Saga 3 konnte fast 400.000 Dollar einspielen. Dass dieses Abenteuer ohne Vorgaben und Zielgruppenanalysen entstanden ist, demonstriert es seit der Premiere im Jahr 2014 mit seinem markanten stilistischen sowie inhaltlichen Ansatz - die eigenwillige Mischung aus Zeichentrick, Rundentaktik sowie einem ruhigen Erzählstil mit Entscheidungen hätte vermutlich kein großer Publisher finanziert.
Wer ohne eigenen Spielstand beginnen will, hat die Wahl zwischen Rook oder seiner Tochter Alette als Hauptcharakter.
Kein Wunder, dass einige Ex-Kollegen aus Baldur's-Gate-Zeiten wie etwa Casey Hudson, die gerade für Electronic Arts in ganz anderen Produktionsdimensionen an
Anthem arbeiten,
ebenfalls gerne an kleinen Spielen wie diesem werkeln würden, die der eigenen Kreativität und nicht der Konkurrenzanalyse von
Destiny entspringen. Aber auch Stoic steht mit diesem Finale unter Druck. Zum einen nagt der Zahn der Zeit an diesem Taktik-Rollenspiel: Wenn nur alle zwei Jahre ein Teil erscheint, ist man vielleicht nicht mehr so tief mit der Geschichte verbunden, vergisst wichtige Einzelheiten. Und mit diesem Finale muss man natürlich beweisen, dass man die epische Saga überzeugend abschließen kann. Daran sind schon ganz andere Studios gescheitert. Aber Stoic liefert.
Ohne Vorkenntnisse weniger Faszination
Ganz wichtig: Wer diesen dritten Teil komplett ohne Vorkenntnisse startet, wird zu viel innerhalb dieser altnordisch geprägten Fantasy nicht verstehen, keine Bindung zu den Charakteren mit all ihren persönlichen Geschichten haben und natürlich die Konsequenzen vergangener Entscheidungen kaum spüren - immerhin beginnt man mit Kapitel 16. Ich rate daher dringend,
Man kann sich eine kleine und nur sehr grobe Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse ansehen. Wer diesen dritten Teil genießen und die Motive der Charaktere verstehen will, sollte unbedingt die vorherigen Teile spielen.
die ersten beiden Teile zu spielen und die Spielstände jeweils zu importieren. Zwar kann man sich vor dem Start eine Zusammenfassung der Ereignisse ansehen, aber diese beschreibt nur in sehr groben Zügen den außenpolitischen Hintergrund. So erfährt man vom Kampf der Menschen und riesenhaften Varle gegen eine mysteriöse Macht, die die ganze Welt bedroht - und diese Endzeit, die an das altnordische Ragnarök erinnert, geht jetzt in die entscheidende Phase.
Falls ihr dennoch ohne Vorkenntnisse beginnen wollt, solltet ihr zumindest das separate Tutorial spielen, das zumindest in die wesentlichen Merkmale des auf den ersten Blick simplen, aber auf den zweiten überaus kreativen Kampfsystems einführt: Das Innovative besteht darin, dass jeder Charakter einen blauen Rüstungswert und einen roten Stärkewert besitzt, der gleichzeitig die Lebenspunkte darstellt - wer verletzt wird, schlägt also auch weniger hart zu. Das sorgt dafür, dass reine Schadenverteiler wie z.B. sehr starke Varle nur auf den ersten Blick für Ehrfurcht sorgen: Denn was bringt einem die famose Stärke von 18, wenn sie nach zwei Attacken auf neun oder fünf gesunken ist?
Vor allem die Spezialfähigkeiten der Helden sorgen für Abwechslung auf dem Schlachtfeld - hier der coole Sprung der Hexe.
Man muss also auch die Reihenfolge des Schlagabtausches sowie die Position seiner Figuren berücksichtigen, damit sie ihre volle Kraft ausspielen können. Sobald man einen Gegner attackiert, kann man sich aussuchen, ob man seine Rüstung oder seine Stärke und damit seine Gesundheit dezimieren will. Einige Feinde sind so gut geschützt, dass man erst dann Schaden anrichten kann, wenn man ihre Panzerung vorher stückweise zerbricht. Diese Grundzüge des Kampfsystems, das über die Jahre immer mehr Facetten hinzu gewonnen hat, sollte man kennen, denn man wird als Einsteiger schon auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade gefordert. Danach könnt ihr euch für einen Hauptcharakter entscheiden, die Fähigkeiten einiger aufgestiegener Figuren etwas entwickeln sowie Gegenstände anlegen - und das Abenteuer beginnt.